„Ohne Ausbildungsplätze keine Inklusion“
Comeniusschule Georgsmarienhütte hat bei der Berufsorientierung gute Ergebnisse vorzuweisen
Georgsmarienhütte. Die GMHütter Comeniusschule ist ein Auslaufmodell, da es ab dem Schuljahr 2017/18 in Niedersachsen an Förderschulen keine 5. Jahrgangsstufe mehr geben wird. Spätestens 2022 werden die letzten Schulabgänger verabschiedet. Doch nirgendwo wird Inklusion erfolgreicher betrieben – dank der guten Zusammenarbeit der Firmen in der Region.
Die GMHütter Schule hat bei der Schulabschluss-Bilanz und im Hinblick auf Berufsorientierung glänzende Ergebnisse vorzuweisen. Im vergangenen Schuljahr haben von 26 Zehntklässlern insgesamt 22 den Hauptschulabschluss geschafft und vier am Ende den Förderschulabschluss erhalten. Besonders wichtig aber für Schulleiter Andreas Viehoff: „Fast alle unsere Schülerinnen und Schüler finden einen Ausbildungsplatz. Durch unsere inzwischen seit mehr als zehn Jahren gewachsenen Kooperations- und Vermittlungsnetzwerke mit lokalen Firmen schaffen wir es, den Schülern frühzeitig eine Ausbildungsperspektive aufzuzeigen.“
Eine der Firmen, mit denen die Förderschule zusammenarbeitet, ist zum Beispiel Edeka Dütmann. „Ohne die Bereitschaft solcher Unternehmen, ausreichend Praktikumsplätze für unsere Schüler zur Verfügung zu stellen, wären die Vermittlungserfolge nicht möglich“, zeigt der Förderschulleiter auf, dass Inklusion ohne diese Zusammenarbeit nicht funktionieren würde.
Durch die über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren wöchentlich stattfindenden Praxistage in den Klassen sieben bis zehn, an denen sieben verschiedene berufsvorbereitende Möglichkeiten wie Schülerfirmen, Berufsbildenen Schule oder Praxisbetriebe gewählt werden können, ergeben sich für Comeniusschüler oft Kontakte, die ihnen die Chance auf einen Ausbildungsplatz eröffnen. Acht Comeniusschüler haben dadurch in den letzten Jahren bei Dütmann einen Ausbildungsplatz gefunden.
Während der Praxiswochen der Förderschule sowie im Falle einer späteren Ausbildung in den Einkaufsmarkt-Filialen werden sie von einem pensionierten Lehrer begleitet, den das GMHütter Unternehmen als Praktikanten- und Ausbildungsbetreuer gewonnen hat: Klaus Kafsack sorgt mit Comenius-Fachleherin Sandra Heiser für den reibungslosen Ablauf der Betriebswochen und kümmert sich auch darum, die Azubis der Firma auf anstehende Berufschularbeiten und Berufsabschlüsse vorzubereiten. Guido Gartmann: „Rund zehn Prozent der Beschäftigten in unseren zwölf Märkten sind Azubis, und die bekommen durch Herrn Kafsack und die Marktleiter jede Unterstützung, die sie brauchen.“
Für Viehoff sind solche Modelle ein Glücksfall: “ Das Ziel einer inklusiven Gesellschaft hängt entscheidend davon ab, welche Chancen junge Leute mit einem Lernhandicap am Ende haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Solche Kooperationen zeigen hier den richtigen Weg, denn ohne Ausbildungsplätze keine Inklusion.“ Für ihn stellt sich dem Auslaufen der Förderschule Lernen 2022 die große Frage:“Wie gelingt es, die vorhandenen Förderschul-Kooperationen mit den Unternehmen dann auch in den zur Verfügung stehenden Sek.-I-Angeboten aufrechtzuerhalten?“
Quelle: Neue-Osnabrücker Zeitung